Conger Historie

Herr Van Rieth Vorstandsvorsitzender Blohm + Voss
Herr Van Rieth Vorstandsvorsitzender Blohm + Voss

Hamburgs Parade-Werft Blohm + Voss, Erbauer traditionsreicher Schiffe, hatte sich Anfang der 60er Jahre eine Kunststoff-Abteilung zugelegt. Nachdem Herr Van Rieth, Vorstandsvorsitzender von Blohm + Voss, den Conger-Vorgänger "Hawk" (Habicht) in den USA entdeckt hatte, erwarb B. + V. die Nachbau-Lizenz dieser amerikanischen Jolle, um die guten Chancen auf dem Sportbootmarkt wahrzunehmen. 18 Hawks wurden gebaut. Doch Uli Libor, der den Vertrieb aufbauen sollte, fand bald heraus, dass der Hawk leicht kenterte, oft aus dem Ruder lief und in starken Böen machte er was er wollte. B. + V. zog daraus die Konsequenzen, heuerte im April 1964 Uli Libor als Berater an. Mit der Unterstützung der Kunststoff-Abteilung wandelte sich der Hawk zum Conger. Karl-Heinrich Lehmann, der damalige Abteilungsleiter der Kunststoffsparte und Firmengründer von Fiberglas Technik, zeichnete das Deck und war für die Entwicklung verantwortlich. Klaus Felz, der später die Firma Moritz-Segel leitete, war damals bei B. + V. beschäftigt und zeichnete den Rumpf. Uli Libor ließ seine seglerischen Kenntnisse in die Konstruktion mit einfließen.

Massenproduktion bei Blohm + Voss im Jahre 1966
Massenproduktion bei Blohm + Voss im Jahre 1966

Conger heißt Seeaal. Es war die Idee eines Werbefachmannes, dass neue Boot so zu benennen: Das Wort sollte in jeder Sprache gleich klingen. In zahlreichen Tests ermittelte Uli Libor zusammen mit der Kunststoff-Abteilung, was an dem Basis-Typ geändert werden musste. U.a. fanden Testfahrten bei Blankenese, in Teufelsbrück statt. Der Conger wurde an Motorbooten geschleppt, absichtlich auf Stein gesetzt und bewusst zerstört. Das Boot erhielt einen neuen Linienriss, der Schwerpunkt wurde achtern deutlich verringert, die Ruderfläche vergrößert und das Gewicht auf 230 kg verringert.

Dadurch erreichte der Conger eine größere Stabilität, mehr Sicherheit, eindeutig bessere Segeleigenschaften und eine höhere Festigkeit. Aufgrund der Tests wurde der Rumpf geändert. Ein Jahr später – 1965 – wurde auch die Oberschale geändert. Bis heute ist die gleiche Grundkonzeption erhalten geblieben. Da auf dem Bootsmarkt die entsprechenden Beschläge nicht zu haben waren, wurden diese, die noch heute vorbildlich sind, von der Kunststoff-Abteilung selber entwickelt.

Erprobungsfahrten auf der Elbe vor dem Werftgelände von Blohm + Voss
Erprobungsfahrten auf der Elbe vor dem Werftgelände von Blohm + Voss

Der Conger hatte 4 Sitzplätze und unter der Spritzkappe, einem erhöhten Deck in Form einer kleinen Kajüte, zwei Schlafplätze. Schaumstoffkörper mit einem Rauminhalt von 900 Litern halten das Boot samt Insassen auch im gekenterten Zustand sicher an der Oberfläche. "Mit dieser Qualität und diesem Boot sind wir konkurrenzlos", erklärte damals Uli Libor, denn was gab es bisher? Boote bis zu 4000,— DM waren zu klein und segelten zu naß, größere Boote waren viel zu teuer. Blohm + Voss errichtete für die Conger-Jolle eine Fließbandstraße (werksintern "Kleisterküche" genannt) mit praktisch unbegrenzter Kapazität. Für manchen Kunden, so begrüßte die "Welt am Sonntag" im Januar 1965 Hamburgs Paradewerft auf dem Jollenmarkt, sei es vielleicht beruhigend zu wissen, dass er ein Boot von einer Werft kauft, die bereits neben der "Gorch Fock", der "Cap Arcona", der "Vaterland" und der "Monte Rosa" auch das Schlachtschiff "Bismarck" baute.

Hamburger Bootsaustellung Januar 1965
Hamburger Bootsaustellung Januar 1965

Auf der Internationalen Bootsausstellung in Hamburg wurde der Conger zum 1. Mal zur Schau gestellt und vom Publikum besonders interessiert beäugt. In den ersten Jahren nach der Entwicklung wurde der Conger mit einem enormen Werbeaufwand eingeführt und verbreitet, u.a. wurde von Blohm + Voss vom Bodensee bis zu den Friesischen Inseln Vorführboote zur Verfügung gestellt und auch nahezu alle größeren norddeutschen Segelclubs schrieben Regatten für den Conger aus. Das hatte zur Folge, dass bereits 2 Jahre später die Conger-Jollen schlagartig auf allen größeren Regatten, ausgenommen der Kieler Woche, mit Feldern von 10 bis 30 Booten, in Grömitz sogar mit 56 Booten, vertreten waren. Diese enorme Aktivität wurde erreicht durch den Einfluss von Herrn Blohm sen., durch die Regatta-Verbindungen von Uli Libor und die Teilnahme von B. + V. Mitarbeitern auf vielen Regatten wie z.B.: Uli Libor, Klaus Felz, Annegret Klemm und Helmuth Meyer.

Vorstellung des 1000en Congers auf der Hamburger Bootsausstellung 1968
Vorstellung des 1000en Congers auf der Hamburger Bootsausstellung 1968

Nicht zuletzt übernahm B. + V. den kostenlosen Transport von Werft- und Privatcongern zu den auswärtigen Regatten. Schon drei Jahre nach seiner Vorstellung wurde der tausendste Conger verkauft. 1971 wurde die Conger- Klassenvereinigung gegründet und wenig später die Conger-Klasse als "Werft- Klasse" des DSV anerkannt. Aufgrund der allgemeinen Werftenkrise wurde im selben Jahr B. + V. dem Thyssen-Konzern angegliedert. Viele Nebenfertigungen, so auch die Kunststoff-Abteilung, wurden geschlossen. Aufgrund der Schließung gründeten Karl-Heinrich Lehmann und Gottfried Jakob die Firma Fiberglas Technik und machten sich selbständig. Leider konnte man die Lizenz zum Bau der Conger nicht erwerben, da die Konditionen von Blohm + Voss für die junge Fa. Fiberglas Technik nicht zu bezahlen waren.

Anzeige Blohm + Voss
Anzeige Blohm + Voss

Wegen einer weiterhin starken Nachfrage des Conger nahm 1972 ein neuer Lizenznehmer, die Fa. Condor Yachtbau, die Produktion auf. Da die Anlaufschwierigkeiten der Serienproduktion zunächst recht groß waren, konnten erst Anfang 1973 die ersten verkaufsfähigen Conger geliefert werden. 1975 wurde der Conger als "Nationale Klasse" des Deutschen Segler-Verbandes anerkannt. Der Aufwärtstrend der Conger-Klasse war nicht mehr zu übersehen. 1977 wurde am Dümmer See die 1. Deutsche Meisterschaft ausgesegelt. Aufgrund von mangelndem Interesse der Fa. Condor Yachtbau an der Herstellung der Conger, erwarb nun doch am 1.1.1978 die Fa. Fiberglas Technik alle Lizenzen und nahm die Produktion auf. Aus diesem Wechsel entwickelte sich eine für die Klassenvereinigung und Werft angenehme Zusammenarbeit. Karl-Heinrich Lehmann, der quasi das Boot mit erfunden hat und sein Partner Gottfried Jakob freuten sich sehr über die Lizenz und entwickelten den Conger in den Folgejahren stetig weiter. Sie verbesserten sehr viele Details und versuchten stets neue Beschläge sowie Materialien in die Konstruktion einfließen zu lassen. Auch Bundeskanzler Helmut Schmidt wurde begeisterter Conger-Segler. Nach dieser langen Entwicklung wird der Conger in der Firma Fiberglas Technik nach wie vor gebaut, in einer Qualität und Serienreife die Ihresgleichen sucht. Auch die Entwicklung wird im Detail immer wieder verbessert. Über 3800 verkaufte Boote und viele zufriedene Segler zeigen, dass das Interesse und die Freude am Conger nach wie vor ungebrochen sind.

Der erste Conger Prospekt wurde in den 60er Jahren veröffentlicht

"Viele träumen vom Conger. Leidenschaftliche Sportsegler und weniger sportliche, junge und alte. Segler, die ein schnelles Boot suchen, und andere, die ruhig dahingleiten wollen. Romantiker und Realisten, Einzelgänger und Familien, Menschen, die Sonne, Wind und Wasser lieben."

(aus Conger Träume, Prospekt von 1967)